Unter meinem Pseudonym „Bernecker1977“ führte ich in diversen Foren und auf Social Media immer wieder meine Einträge aus dem persönlichen Trading-Tagebuch auf. Die Hintergründe und den direkten Nutzen für Dein Trading möchte ich Dir hier noch einmal zusammenfassen.
Immerhin hat jeder Trader bereits von diesem (=seinem) Tradingbuch gehört. Leider hat noch nicht jeder Trader / Traderin ein solches Buch. Sie kennen das nicht oder wissen nicht, welche Informationen in so ein persönliches Tradingbuch gehören. Doch dem kann Abhilfe geschaffen werden. Wie kam ich persönlich dazu?
Mein Tradingtagebuch
Viele Erinnerungen verblasen im Laufe der Zeit, nicht nur an viele Namen oder gar Gesichter aus der Schulzeit können wir uns heute nicht mehr erinnern, es ist im Trading fast schon unmöglich, sich an einen spezifischen Trade aus dem Vormonat zu erinnern. Was waren die Beweggründe, die Gefühle im Trade selbst und die Rahmenbedingungen, die zum vorzeitigen Schließen der Position führten? Genau um diese Erinnerungen aufzufrischen und vor allem aus ihnen zu lernen, ist ein Tradingtagebuch notwendig.
Bei mir sah es im Jahr 2001 tatsächlich noch so aus:

Ich nutzte ein normales Journal-Buch für das Eintragen meiner Tagesergebnisse und entsprechender Gedanken dazu. Das Fluchen über nicht eingehaltene Vorgaben oder auch das Feiern von Erfolgen wurden ein fester Bestandteil. Sicherlich wäre auch Excel ein adäquates Tool zu dieser Zeit gewesen, immerhin saß ich im Trading sowieso vor dem Computer, doch eine Datei ist meist (zumindest damals, als eine Cloud nicht vorhanden war) an einem Ort abgelegt und weiterführende Gedanken sind dann abseits des Trading-Desk nicht mehr archiviert. Zudem bietet das Aufschreiben zwangsläufig eine Funktion der Reflexion Deiner Gedanken an.
Damit sind wir bereits beim Nutzen des Tradingtagebuchs.
Ziel Deines Tradingbuchs
Du kannst Deine Einträge beliebig gestalten, also auch Charts oder Orderabrechnungen beilegen, so dass eine Nachvollziehbarkeit gewährleistet bleibt. Als Leser wirst Du mit Sicherheit dann auch nach Jahren wieder in einige Situationen eintauchen können, an die Du Dich sonst nicht erinnern würdest.
Dies macht Dein Tradingtagebuch zu einem leistungsstarken Werkzeug für Dich als Trader:in, egal ob Du Dich zu den Anfängern oder zum Profilagen einkategorisierst. Es hilft letztlich, das eigene Handeln zu reflektieren, Muster zu erkennen und Dein Agieren am Markt systematisch zu verbessern. Härter formuliert: Das Tradingtagebuch zwingt Dich dazu, Deine Entscheidungen bewusst festzuhalten. Dazu gehören 3 grundlegende Punkte:
- Warum hast du den Trade gemacht?
- Was war Deine Strategie, Dein Setup und Dein Risiko dabei?
- Wie hast Du Dich dabei gefühlt?
Vielleicht erkennst Du noch einer gewissen Zeit auch emotionale Muster (z. B. Angst, Gier, Übermut) und kannst daran arbeiten. Dann wäre ein erster Mehrwert bereits gegeben. Übergeordnet steht die verbesserte Strategieanalyse durch das Protokollieren jedes Trades im Vordergrund, denn Du kannst objektiv analysieren, welche Setups wirklich funktionieren – und welche nicht. Über ein sogenanntes „datenbasiertes Vertrauen in Deine Strategie“ gelangst Du zu mehr Sicherheit und setzt einen Trade beispielsweise auch bis zum Ziel des Setups um. Genau dies war eines meiner Anfangsschwächen im Trading.
Je mehr Informationen das Tagebuch enthält, desto größer und besser natürlich die Datenbasis für eine Analyse. Folgende Punkte könntest Du in Betracht ziehen und direkt zum Trade-Start (nur dann sind die Gedanken frisch) aufzeichnen:
- Datum, Uhrzeit, Instrument
- Entry / Exit / Stop-Loss / Positionsgröße
- Setup & Strategie
- Emotionen vor/während/nach dem Trade
- Bewertung des Trades (technisch, psychologisch)
- Screenshot des Charts
- Erkenntnisse für die Zukunft
Was verbessert sich konkret für die Zukunft?
Das Tagebuch schafft für Dich nach rund einem Monat des konsequenten Nutzens eine starke Routine. Damit reduzierst Du impulsives Handeln und fördert professionelles Trading. Gleiche Verhaltensweisen bei gleichem Setup – was logisch klingt, ist in der Umsetzung doch jeden Tag sehr schwer.
Weiterhin hast Du eine direkte Kontrolle über Dein Risiko- und Money-Management. Denn durch die Aufzeichnung von Positionsgrößen, Stop-Losses und Risiken pro Trade bekommst du ein realistisches Bild deiner Risikostruktur. Ich nutze hierzu mittlerweile den Export im Trading-Tool (bspw. MetaTrader) und archiviere alle Trades in Excel bzw. Google Sheets. Nur für die Rahmenbedingungen und mentalen Punkte ist mein Tagebuch weiterhin der Ort der Reflexion.
Als wichtigsten Punkt sehe ich tatsächlich daher die emotionale Entlastung an. Ich bin überzeugt davon, dass nur wer seine Trades aufschreibt und dadurch verarbeitet, auch Niederlagen besser verkraftet. Du lernst ganz automatisch, Verluste zu analysieren statt zu verdrängen und entwickelst Resilienz.
Am Ende eines Tradingtages oder einer Woche ist daher nicht das „Gedankenkarussell“ aktiv, sondern mit weniger Frust, weniger Selbstzweifel und mehr Kontrolle ein sehr positives Gefühl vorhanden. Dies mag ich nicht mehr missen.
Meine Empfehlung: Fang direkt an!
Ziehst Du bereits gleiche oder ähnliche Schlüsse aus den Situationen, die Dir täglich begegnen? Verhältst Du Dich gleich und erwartest dennoch andere Ergebnisse als in der Vergangenheit? Mach Dir dazu ein eigenes Bild von Deinen Trades und ziehe Bilanz. Dabei gilt: Kontinuität schlägt Glück – das Tagebuch hilft dabei.
Regelmäßige Rückblicke zeigen Dir dann bestimmt auch erste (oder erweiterte) Fortschritte auf und machen deine Lernkurve sichtbar. So entwickelst du dich als Trader:in konstant weiter, ohne auf die Hilfe von außen zu setzen.
Ich selbst setze eine Kombination aus dem klassischen Buch und einer Online-Aufzeichnung ein. Denn online lassen sich die Daten an jedem Ort der Welt abrufen und vervollständigen. Darin enthalten sind Abrechnungen und Charts. Offline im Buch verzeichne ich vielmehr Gedanken und auch Hinweise, an denen ich mich in der Zukunft orientieren möchte.